Philipp Heidebrecht

Sind Sie ein erfahrenes Unternehmen?

Warum dann nicht auch einen erfahrenen Mitarbeiter 50+ einstellen und in vielerlei Hinsicht davon profitieren?

Menschen 50+, die ungewollt in die Arbeitslosigkeit geraten oder eine neue Perspektive suchen, stehen unweigerlich vor schwierigen Herausforderungen. Eine Anstellung ist für die meistens pures Glück oder nur durch das eigene Netzwerk zu ergattern. Viele Unternehmen schlagen den vermeintlich „sicheren“ Weg ein und stellen jüngere Mitarbeiter ein. Aber ist es wirklich sicherer?

Sinnvoller ist es doch einen Mitarbeiter zu gewinnen, der den nötigen Weitblick hat, als erfahrener Sparringspartner zur Seite stehen kann und auch jüngeren Arbeitnehmern umfangreiches Wissen weitergeben und vermitteln kann.

Oft sind es Vorurteile, die dazu führen, dass Unternehmen das Vertrauen in diese Altersgruppe verlieren. Doch wenn Menschen vorverurteilt werden, bietet sich keine Chance herausfinden, ob Aussagen stimmen oder sich widerlegen lassen. Es sind eben nur Vorurteile und keine Urteile.

Scouts, Vorweggeher, Ratgeber

Die Vorteile, die sich mit älteren Mitarbeitern für ein Unternehmen ergeben, sind schier unendlich. Eine Forsa-Umfrage bestätigte, dass 46% der älteren Arbeitnehmer neue Technologien und Kommunikationsformen sehr schnell erlernen können. In Social Media und Internetnutzung ist es diese Gruppe, die hinsichtlich der Nutzung am schnellsten wächst. Zudem zeigen Daten aus der Hirnforschung, dass unser Gehirn nie aufhört, Neues zu erlernen und bis ins höchste Alter veränder- und formbar ist. Ältere lernen genauso gut wie Jüngere und darüber hinaus zielgerichtet. Menschen 50+ haben einen sehr umfangreichen Erfahrungsschatz. Dieses vorhandene Wissen kann leicht erweitert und verknüpft werden mit neuem Wissen.

Viele Betriebe leiden unter Mitarbeiterfluktuation. Junge Arbeitnehmer möchten vorankommen, immer wieder Neues kennenlernen, streben Jobwechsel an und den damit einhergehenden erwarteten Gehaltssprung. Immer wieder müssen diese Mitarbeiter neu eingearbeitet werden. Generell ist die Einarbeitungszeit von älteren Mitarbeitern deutlich geringer als die der jüngeren Arbeitnehmer. Erstere bringen vielfältige Erfahrungen und langjährige Kompetenzen mit, auf denen der Mitarbeiter selbst aufbauen kann. Zusätzlich ist die Fluktuation in der Altersgruppe 50+ sehr viel geringer, sie bleiben im Job, müssen sich nicht mehr beweisen.

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Den demografischen Wandel nutzen und Strukturen schaffen

„Zwei von fünf Betrieben beschäftigen gar keinen Mitarbeiter mehr, der mehr als 50 Jahre auf dem Buckel hat. Jedes siebte Unternehmen hierzulande gibt in Umfragen offen zu, grundsätzlich keine Älteren einzustellen“,

schreibt der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) auf seiner Homepage. Aber: Wenn Unternehmen die Potenziale der Altersgruppe 50+ erkennen und vor allem schätzen, können sie mit dem Einsatz dieser den demografischen Wandel optimal nutzen. Ältere Menschen sind aktiv, noch nie so gesund wie derzeit und sehr gut ausgebildet. Die Jahre, die mitgebracht werden, sollten als gewonnene Lebenszeit verstanden werden. Laut des IAB, sehen es mehr als 90% Unternehmen als äußerst positiv an, einen Mitarbeiter 50+ eingestellt zu haben. Sie seien „motiviert“, „an einer längerfristigen Beschäftigung interessiert“, „sorgfältig“, „ins Team integriert“ und sie hätten „ihre Erfahrungen eingebracht“. Arbeitgeber können durch das gezielte, richtige Einsetzen älterer Mitarbeiter ihre Erfahrungen passgenau nutzen und ihnen Wertschätzung zeigen. Dies kann beispielsweise durch Weiterbildungsmaßnahmen gelingen oder eine optimale Kommunikationsweise. Jüngere Mitarbeiter sollten ältere Mitarbeiter als einen erfahrenen Wegbegleiter und Unterstützer im Beruf sehen. Das gilt es als Führungskraft zur Förderung des Team- und Gemeinschaftsgefühls zu kommunizieren. Die Erwerbstätigenquote, die vom Bundesarbeitsministerium bzw. Statistischen Bundesamt veröffentlicht wurde zeigt, dass bei den 55- bis 65-Jährigen die Erwerbsquote von 2007-2017 von 51% auf knapp 70% gestiegen.

Im Zuge des demografischen Wandels sind Unternehmen also gezwungen, mittelfristig geeignete Strukturen zu schaffen, um ältere Arbeitnehmer gezielt im Unternehmen einzusetzen und sich mit einer alter(n)sgerechten Personalpolitik zu beschäftigen. Nicht zuletzt rät die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) dringend, sich mit der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer auseinanderzusetzen.